King Kong und die weiße Frau

King Kong

monstermensch.de_bilder_k_kingkong1933_93.jpg USA 1933

Regie: Merian C. Cooper, Ernest B. Schoedsack

Mit: Fay Wray, Robert Armstrong

Ein Wesen weder Mensch noch Tier. Eine Art Monstrum. Unvorstellbar!
Das waren nicht die Flieger. Der hat das Mädel zu sehr geliebt.

Regisseur Carl Denham ist auf der Suche nach einer Schauspielerin für die Hauptrolle in seinem neuen Abenteuerfilm. In New York entdeckt er Ann Darrow und engagiert sie vom Fleck weg. So startet eine ambitionierte Expedition, bei der nicht nur der „größte Film der Welt“ gedreht, sondern auch eine unbekannte und gefährliche Insel erforscht werden soll, denn Denham hat einem alten Matrosen die Seekarte einer mysteriösen Insel abgekauft. Während an Bord bereits die Dreharbeiten beginnen, verliebt sich der erste Offizier Jack Driscoll in die liebreizende Schauspielerin.
Die Mannschaft gelangt tatsächlich auf die sagenumwobene „Totenkopfinsel“, wo sie auf einen Eingeborenenstamm trifft, der ein bizarres Ritual durchführt. Nur wenig später wird Ann von den Eingeborenen entführt und soll einer Bestie namens „Kong“ geopfert werden. Kong entpuppt sich als riesiger Gorilla, der Ann in seine Höhle verschleppt. Die Männer nehmen die Verfolgung auf, müssen sich aber auch gegen andere gefährliche Kreaturen auf der Insel zur Wehr setzen. Schließlich gelingt es ihnen, Ann zu befreien und Kong zu betäuben und nach New York zu verfrachten, wo er als große Sensation am Broadway ausgestellt werden soll. Doch der Affe bricht aus und läuft in der Großstadt Amok. Auf dem Dach des Empire State Buildings kommt es zum großen Showdown.

King Kong“ ist ein großer Abenteuerfilm, dessen sensationelle Action nicht mehr aufhört, sobald sie einmal angefangen hat. Alle Figuren und Beziehungen werden sorgfältig eingeführt und aufgebaut, so dass, wenn Kong nach 40 Minuten endlich seinen großen Auftritt hat, die Jagd beginnen kann und es keinen Grund mehr gibt eine Pause einzulegen. Was folgt ist an Spektakel auch nicht zu übertreffen: Es gibt Dinosaurierattacken, die Konfrontation auf dem Baumstamm, den Kampf gegen den Tyrannosaurus, die Riesenschlange in Kongs Höhle, Flugsaurier, die Zerstörung New Yorks und den Showdown auf dem Dach des Wolkenkratzers.

Merian C. Cooper, der zuvor abenteuerliche Dschungeldokumentationen produzierte, hatte die Idee zu einem Film über einen großen Gorilla und entwickelte den Stoff gemeinsam mit seinem Freund Ernest B. Schoedsack. Der Film wurde parallel zu ihrem Projekt „Graf Zaroff - Genie des Bösen“ am selben Set und mit gleichen Darstellern gedreht, eine äußerst anstrengende aber enorm kostensparende Vorgehensweise. Gemeinsam drehten sie später noch die Fantasyfilme „King Kongs Sohn“, „Dr. Zyklop“ und „Panik um King Kong“.
Die perfekte weibliche Hauptrolle hatten sie in der unglaublich liebreizenden und charmanten Fay Wray gefunden, die hier die personifizierte Unschuld verkörpert. Obwohl alle Figuren im Film etwas schablonenhaft daherkommen, bleibt sie dem Zuschauer doch nachhaltig im Gedächtnis als gebeuteltes Objekt der Begierde des Riesenaffen. Mit ihren markerschütternden Entsetzensschreien avancierte sie in „King Kong“ zur allerersten „Scream Queen“ und ist Horrorfans noch aus den Filmen „Das Geheimnis des Wachsfigurenkabinetts“ und „Graf Zaroff - Genie des Bösen“ bekannt.

Der Film hätte nicht realisiert werden können, wenn Cooper nicht den Stop-Motion Künstler Willis O´Brien kennengelernt hätte, der gerade Spezial Effekte für ein ganz anderes Projekt entwarf (der Film „Creation“ wurde letztlich nie fertig gestellt, einige Modelle fanden aber in „King Kong“ Verwendung). O´Brien hatte bereits die Dinosaurier aus „Die Verlorene Welt“ zum Leben erweckt und produzierte für Cooper Testaufnahmen, die die Geldgeber schließlich überzeugten das gewagte Projekt zu finanzieren. Gemeinsam mit seinem Team arbeitete O´Brien unermüdlich um die bahnbrechenden Effekte von „King Kong“ zu realisieren. Einige Techniken wurden eigens für die komplexen Ansprüche des Films erfunden und patentiert. Zudem war O´Brien maßgeblich für das Design und den Look der Totenkopfinsel verantwortlich, hier ließ er sich vor allem von alten Gemälden inspirieren.
Ein lebensgroßer Arm und ein Kopf vom Riesengorilla wurden angefertigt, ansonsten wurde das Geschöpf mittels zeitraubender Stop-Motion Technik animiert. Hierbei wurden verschiedene Modelle verwendet, die auch im Film deutlich zu unterscheiden sind. Diese Ungenauigkeiten und die unterschiedlichen Größenverhältnisse des Affen im Verlauf des Filmes tun der Illusion aber keinen Abbruch: Kong ist eine der wunderbarsten Kreationen, die je für den fantastischen Film geschaffen wurden.
Einer der Höhepunkte des Films neben der Zerstörung New Yorks ist der beeindruckende Kampf gegen den Tyrannosaurus Rex, mit der hilflosen Ann im Hintergrund. Die Szene ist großartig inszeniert, sehr dramatisch und dramaturgisch bedeutsam für die Beziehung zwischen Kong und Ann. Hier beschützt er sie vor dem blutrünstigen Dinosaurier, allerdings eher noch um seine Besitzansprüche geltend zu machen. Diese Beziehung wandelt sich, bis er schließlich die Frau ein weiteres Mal beschützt, auf dem Dach des Wolkenkratzers; hier schützt er sie vor den Flugzeugen und zwar aus echter Anteilnahme und Zuneigung.

Eine weitere, wichtige Innovation in „King Kong“ ist der Einsatz der Filmmusik. Sobald die Helden auf der Totenkopfinsel ankommen, setzt die Musik des Komponisten Max Steiner ein und begleitet fortan die Action. Frühe Tonfilme kamen noch ohne Musik aus (siehe z.B. „Island of Lost Souls“), doch die Produzenten befürchteten, dass die Zuschauer das Spektakel auf der Leinwand langweilig oder gar lächerlich finden und wollten so sicher gehen die richtigen Emotionen zu erzeugen. Steiners Filmmusik unterstützt die Wirkung der Bilder auf imposante Weise. Seine bombastischen Leitmotive und Themen haben Maßstäbe gesetzt und so den Einsatz von Filmmusik nachhaltig verändert. Steiner hat für über 200 Filme die Musik geschrieben, darunter unsterbliche Klassiker wie „Vom Winde verweht“, „Casablanca“ und „Der Schwarze Falke“.

Die romantische Lesart gehört heute zu den populärsten Interpretationsansätzen von „King Kong“ und das, obwohl Kritiker oft angemerkt haben, dass die Liebesgeschichte zwischen Kong und Ann nur aus sentimentalen Gründen später in den Stoff rein interpretiert wurde und im Film tatsächlich nicht auszumachen sei. Zugegebenermaßen steht der Aspekt nicht stark im Vordergrund, aber die Ansätze sind doch vorhanden, besonders am Ende beschützt Kong Ann vor den Fliegern und verabschiedet sich wehmütig von ihr, als er merkt, dass es mit ihm zu Ende geht. Und wenn der Gorilla in der Lage ist, Empathie für die Menschenfrau zu empfinden, warum dann nicht auch eine Art von Liebe.
Der große Erfolg des Filmes veranlasste Filmwissenschaftler unzählige Theorien darüber aufzustellen, warum die Geschichte derart den Nerv der Menschen getroffen hat. Zu den populärsten Interpretationen gehören die Theorien, dass in dem Stoff die Zerstörung der Natur angeklagt wird; dass es um eine rassistische Darstellung des „wilden Mannes“ geht; und ebenso dass andererseits die Verschleppung und Versklavung afrikanischer Eingeborener durch Kolonialherren kritisiert wird. Die einfallsreichste Analyse aber liefert Danny Peary in seinem brillanten Buch „Cult Movies“, wo er nachvollziehbar den gesamten Film als Manifestation von Denhams Unterbewusstsein, ausgelöst durch unterdrückte Sexualfantasien deutet.

Wie immer man den Film für sich deutet, ob man tieferen Sinn in die Geschichte interpretiert, oder nur das Abenteuer genießt, unbestritten bleibt „King Kong“ ein großartiger, spannender und unterhaltsamer Meilenstein des fantastischen Films. Der große Gorilla hat Künstler wie Ray Harryhausen, Peter Jackson, Steven Spielberg und zahlreiche Effektspezialisten inspiriert und Generationen von Filmfans bewegt. Wenn der Zuschauer zu guter Letzt starkes Mitgefühl für das geschundene und gejagte Tier empfindet, dann wird aus dem Abenteuerfilm auch noch das ganz große Drama, das Denham am Anfang versprochen hat.

Ein unübertroffenes Meisterwerk an Monsterspaß, Spannung und Dramatik und zu Recht einer der ganz großen Klassiker.



King Kong in der imdb

Siehe auch
King Kongs Sohn (1933) (schlechte Fortsetzung)
King Kong (1976) (langatmiges Remake)
King Kong lebt (1986) (trashige Fortsetzung des Remakes aus den Siebzigern)
King Kong (2005) (actionreiches Remake von Peter Jackson)



Trailer




Bilder
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