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Der Wolfsmensch

The Wolf Man

monstermensch.de_bilder_w_wolfsmensch_1941_28.jpg USA 1941

Regie: George Waggner
Mit: Lon Chaney Jr., Claude Rains, Bela Lugosi

Sogar ein Mann mit reinstem Gemüt, der Gebete sagt jede Nacht,
kann zum Werwolf werden wenn die Wolfsblume blüht unter des Mondes goldner Pracht.

Nach vielen Jahren im Ausland kehrt Larry Talbot Heim um bei seinem Vater zu leben und dessen Geschäfte zu übernehmen. In dem Heimatdorf freundet er sich mit einer jungen Verkäuferin an, die er eines Abends ausführt. Im Wald müssen sie sehen, wie eine Frau von einem Wolf angefallen wird und Larry versucht der Frau zu helfen. Er kann den Wolf töten, wird jedoch zuvor selber noch gebissen. Die Polizei findet dann am Tatort allerdings kein totes Tier, sondern einen toten Mann und über Nacht ist auch Larrys Wunde auf mysteriöse Weise verschwunden.
Im Dorf hält nun jeder Larry für einen Mörder und das Misstrauen ihm gegenüber wächst. Eine alte Zigeunerin offenbart ihm schließlich die Wahrheit: Er hat einen Werwolf getötet und den Biss eines Werwolfs überlebt, somit ist er nun selber dazu verdammt sich in ein wildes Tier zu verwandeln. Noch in derselben Nacht findet diese Verwandlung statt und der Werwolf sucht sich seine Opfer.

Der Wolfsmensch“ ist einer der schönsten Filme aus der Horrorreihe der Universal Studios und ein großer und wichtiger Klassiker des Werwolf Films. Grundlegende Motive der Werwolf Mythologie werden hier dargestellt, das Pentagramm als Symbol für den Fluch, der Zwiespalt zwischen Aberglauben und Psychologie, Silber als Waffe gegen die Bestie. Nur der Vollmond spielt hier noch keine Rolle, dieses Detail wurde erst in den späteren Filmen hinzugedichtet und definierte so den Mythos für alle kommenden Generationen.

Mitte der zwanziger Jahre begann das amerikanische Filmstudio „Universal Pictures“ damit, Horrorfilme zu produzieren und etablierte rasch einige der markantesten und ausdauerndsten Ikonen des Genres. Zu den klassischen Universal-Monstern gehören Dracula, Frankensteins Monster, die Mumie, der Unsichtbare, der Wolfsmensch und später noch der Kiemenmann. Erst gegen Ende der fünfziger Jahre stellte Universal die Produktion von Horrorfilmen ein, die erschaffenen Kreaturen waren da bereits durch Wiederaufführungen, Fernsehauswertungen und den aufkommenden Markt für Modelbausätze und Fan-Zeitschriften längst unsterblich geworden und im Bewusstsein der Menschen verankert.
Bereits 1935 versuchte das Studio mit „Der Werwolf von London” den Monsterwolf in seinem Kanon zu etablieren, doch dem Film war kein Erfolg gegönnt. Im Gegensatz dazu stimmten bei „Der Wolfsmensch“ alle Zutaten und die tragische Geschichte wurde zum großen Kassenschlager. In den folgenden Jahren folgten mehrere Fortsetzungen, deren Qualität zwischen schlecht und sehr schlecht schwankte und 2010 brachte Universal mit „Wolfman“ ein schön produziertes, obgleich sehr halbgares Remake heraus.

Mit einer Laufzeit von unter 70 Minuten ist der Film sehr ökonomisch inszeniert. Es gibt nur vier kurze Monstersequenzen, dafür aber viel gut herausgearbeitetes Drama. George Waggner hat mit Chaney zuvor den Horrorfilm „Man Made Monster“ inszeniert, das Werk des routinierten Regisseurs bleibt ansonsten ohne besondere Höhepunkte.
Das Drehbuch stammt von Curt Siodmak, der als deutscher Exilant in Hollywood Karriere mit Drehbüchern zu Horror und Science Fiction Filmen machte (u.a. „House of Frankenstein“, „I Walked with a Zombie “) und einige seiner Bücher auch selbst verfilmte (z.B. „Curucu, die Bestie vom Amazonas“, „Die Braut des Gorilla“).

Claude Rains, der den besorgten Vater spielt war am Theater sehr erfolgreich, bevor er für Universal den Unsichtbaren spielte und damit eine vielseitige Filmkarriere begründete. Er arbeitete mit Hitchcock, trat in „Lawrence von Arabien“ auf und lieferte sich unvergessliche Wortwechsel mit Bogart in „Casablanca“. Im Monstergenre war er nur noch in dem faden Film „Versunkene Welt“ zu sehen. In einer kurzen aber gut gespielten Rolle ist Bela Lugosi zu sehen, der einige Jahre zuvor durch Universals „Dracula“ unsterblich wurde.
Hauptdarsteller Lon Chaney Jr ist Sohn des Stummfilmstars Lon Chaney und hatte seinen Durchbruch in einer Verfilmung von John Steinbecks „Von Mäusen und Menschen“. Obwohl es bei Universal üblich war, dass verschiedene Akteure dieselben Monster spielten (das Frankenstein Monster wurde insgesamt von vier Schauspielern dargestellt) war Chaney der einzige, der in allen Universal Inkarnationen den Wolfsmenschen verkörperte. Die Figur war untrennbar mit dem großgewachsenen Mann mit den traurigen Augen verbunden. Andere Monsterfilme mit ihm sind „The Alligator People”, und „Face of the Screaming Werewolf”. In den letzten Jahren seines Lebens wurde er leider schwer alkoholkrank und spielte keine großen Rollen mehr.

Das Herzstück des Films ist die große Tragik, die dem Wolfsmenschen innewohnt. Larry Talbot ist der verlorene Sohn, der heimkehrt um endlich alles richtig zu machen, der sich Mühe gibt es dem Vater recht zu machen und der sogar selbstlos mit bloßen Händen einen wilden Wolf bekämpft um eine junge Frau in Not zu retten. Er hat nichts getan um das schlimme Schicksal, welches ihn trifft zu verdienen, obwohl es vielleicht doch einen Anhaltspunkt gibt. Sein Verderben beginnt, als er anfängt eine bereits mit einem anderen Mann verlobte Frau zu umwerben. Das Hinwegsetzen über gesellschaftlich moralische Werte wird hier gleichgesetzt mit der Transformation zum Tier; Leidenschaft wird manifestiert durch animalische Triebe. So wie sich die Beziehung zwischen Larry und dem Mädchen verändert, vollzieht sich auch die Wandlung zum Wolf, bis die Bestie schließlich das Mädchen selber angreift und so zerstören will, was er nicht haben darf.

Der erste Werwolfangriff ist noch etwas verwirrend, weil der Wolf hier wirklich ein echtes Tier ist und nicht die anthropomorphischen Merkmale des Tiermenschen zeigt, andererseits unterstreicht dies den Aspekt dass Larry davon ausgeht wirklich nur ein Tier getötet zu haben und hier noch nichts von den unnatürlichen Geschehnissen ahnen kann. Wenn der eigentliche Wolfsmensch dann die Bühne betritt und sein Gesicht ins Mondlicht rückt, ist sein erster Auftritt beinahe schüchtern und nicht der große Moment, der eine bedeutungsschwerere, imposantere Inszenierung verdient gehabt hätte.
Die Maske hingegen ist großartig. Der Makeup Experte Jack Pierce hatte das Design bereits für den Werwolf von London entworfen, musste auf Drängen des Schauspielers jedoch auf eine einfachere Maske ausweichen. Hier konnte nun endlich das ganze Potenzial der komplexen Maske gezeigt werden. Das zeitaufwändige Auftragen hat sich ausgezahlt, der Wolfsmensch ist mit seinem vollständig behaarten Kopf, dem Überbiss mit den spitzen Zähnen und den durchdringenden Augen eines der charakteristischsten Monster seiner Zeit. Obwohl der Werwolf hier auch noch menschliche Kleidung trägt, hat er doch nichts menschliches mehr an sich, sondern ist vollkommen zur Bestie geworden.

Die Wirkung der einzelnen Gruselszenen leidet etwas darunter, dass hier nur wenige abwechslungsreiche Sets verwendet wurden. Die immer gleiche Studiokulisse vom nebelverhangenen Wald nutzt sich etwas ab, trotzdem sind die kurzen Werwolfsequenzen sehr intensiv und teilweise wird die Szenerie durch die ländliche Idylle, den Nebel und die Zigeunerfeste geradezu ins märchenhafte übersteigert.

Der Wolfsmensch“ ist ein großartiger Film, mit Atmosphäre, Spannung und einem überzeugenden, tragischen Monster.



Der Wolfsmensch in der imdb

Siehe auch
Der Werwolf von London (1935) (Universals erster Werwolf Film)
Frankenstein trifft den Wolfsmenschen (1943) (die erste Fortsetzung des Wolfsmenschen)
House of Frankenstein (1944) (die zweite Fortsetzung des Wolfsmenschen)
House of Dracula (1945) (die dritte Fortsetzung des Wolfsmenschen)
Abbott und Costello treffen Frankenstein (1948) (die vierte und letzte Fortsetzung des Wolfsmenschen)
Wolfman (2010) (das moderne Remake des Wolfsmenschen)


Trailer




Bilder
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