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Die Herrschaft des Feuers

Reign of Fire

monstermensch.de_bilder_h_herrschaftdesfeuers2002_43.jpg USA 2002

Regie: Rob Bowman
Mit: Christian Bale, Matthew McConaughey, Izabella Scorupco, Gerard Butler

Als Junge muss Quinn mit ansehen, wie bei Tunnelarbeiten in London eine längst vergessene Kreatur freigelegt wird. Ein leibhaftiger Drache erwacht und fällt über die arglose Bevölkerung her.
Aus nächster Nähe erlebt der Junge die Ausbreitung der zerstörungswütigen Kreaturen, den Niedergang der menschlichen Zivilisation, den Tod seiner Mutter.

Jahre später gibt es nur noch eine handvoll Menschen die sich verstecken und um ihr Überleben ringen. Das Ziel der kleinen Gemeinde ist es, die Drachengefahr auszusitzen, lange genug zu überleben bis die letzten Monster verhungert sind. Angeführt werden sie von Quinn.
Eines Tages stößt ein Trupp amerikanischer Soldaten zu dem verzweifelten Haufen. Sie sind Drachentöter, angeführt von Van Zan, dem martialischen Krieger, der wahnhaft gegen die fliegenden Monster kämpft. Ihre Methoden sind waghalsig und todesverachtend, aber sie haben Erfolg. Als lebende Köder springen sie aus einem Helikopter um den Drachen anzulocken und dann mit Raketen niederzustrecken.
Eine erfolgreiche Präsentation dieser Drachenjagd überzeugt Quinn jedoch nicht. Er lässt sich nicht davon abbringen, dass der offene Kampf sinnlos ist.

Schließlich kommt es zur großen Katastrophe und die Welt der beiden ungleichen Helden wird zutiefst erschüttert. So müssen sie letztlich gemeinsam den Kampf gegen den größten und gefährlichsten Feuerspeier aufnehmen. Sie machen sich auf ins zerstörte London, dem Hort des großen Urdrachen, der einst den Untergang der Menschheit begründete und mit dem Quinn noch eine persönliche Rechnung offen hat.

Die Plakate und die ersten Trailer des Films versprachen dem Publikum eine weitaus epischere Geschichte und so sind viele Zuschauer enttäuscht gewesen, dass „Die Herrschaft des Feuers“ die großen Schlachten ausspart. Die zwanzig Jahre der Zerstörung werden im Vorspann abgehandelt. Dies ist kein Film über die Vernichtung der Zivilisation, dies ist ein Film über den Wiederaufbau der Zivilisation. Konsequent und effizient wird die „simple“ Geschichte vom letzten Kampf erzählt, ohne überflüssige Handlungsstränge, ohne unnötige Nebenfiguren.

Die beiden übertrieben Testosteron strotzenden Helden bekämpfen denselben Gegner, jedoch aus unterschiedlichen Gründen. Quinn glaubt an die Menschheit und daran, dass Geduld und Zusammenhalt genügen um die Gefahr zu überwinden. Für Van Zan ist der Kampf die einzige Daseinsberechtigung. Ihm geht es schon längst nicht mehr um ein Ziel, er kämpft nur noch, weil es das Einzige ist, was er kennt. So aussichtslos der Kampf auch ist. Wenn dann der große Drache besiegt ist, entscheidet dies auch über das Schicksal des Drachentöters der automatisch obsolet wird, während Quinn die Zukunft repräsentiert und sein eigentliches Leben erst beginnt, wenn der Feind besiegt ist. Bei dieser Figurenkonstellation fällt es nicht schwer sich die direkten Vorbilder vorzustellen. Van Zan ist der klassische Vertreter des Kapitän Ahab Archetypen, getrieben von blindem Hass, bleibt aber stets nur ein Abziehbild, wird nie zu einem greifbaren Charakter. Es überrascht, dass seine Vergangenheit hier keine Rolle spielt, wo im Gegensatz Quinn durch den Verlust der Mutter eine viel direktere Rachemotivation hätte. Das Ahab-Motiv wird hier also auf links gedreht. Wenn die drei Krieger sich auf zum Endkampf machen wird schlussendlich klar, dass hier doch recht plump die Konstellation aus „Der Weiße Hai“ als Vorbild diente.

Bei den unterschiedlichen Philosophien und Überlebensstrategien der Helden ist interessanterweise die des kaltblütigen Soldaten vordergründig richtiger als die des besonnenen Aussitzers. Eine kurze Szene im zerstörten London zeigt, dass die Drachen durchaus ohne die Menschen überleben könnten. Sie reproduzieren sich schnell und in großen Mengen, und scheuen vor Kannibalismus nicht zurück. Ein Aussitzen der Gefahr, wie Quinn es vorhatte könnte entsprechend sehr sehr lange dauern. Der direkte Ansatz von Van Zan den Drachenkönig zu erlegen um weitere Nachkommen zu verhindern macht da mehr Sinn. Seine Methode, bei der Soldaten aus Helikoptern springen ist andererseits so hanebüchen wie unergiebig. Auf einen toten Drachen kommen im Schnitt zwei bis drei tote Menschen. Keine gute Gleichung, wenn man die zahlenmäßige Überlegenheit der Feuerspeier bedenkt.

Die im Film entwickelte Mythologie der Drachen ist nicht sehr schlüssig. Wo genau kommen die Kreaturen her? Haben die neben der U-Bahn geschlafen? Hat das Drachenmännchen die Eier gelegt oder waren da noch mehr Biester in der Höhle? Wieso gibt es nur ein Männchen in der ganzen Welt? Wieso kann eine Granate die Bestien töten, der Einsatz von Atombomben (!) hatte jedoch keine Auswirkungen? Nein, rational gesehen macht das alles keinen Sinn, aber innerhalb der Welt des Films und der Figuren wirkt doch alles kohärent und logisch.

Die Farbpalette des Films bietet nur grau und braun. Die Welt liegt unter Schlacke und Asche begraben. Wenn es farbige Akzente gibt, dann sind dies stets die todbringenden Flammen der Drachen. So entsteht ein Endzeitszenario, welches gerade durch die (viel zu kurzen) Bilder vom zerstörten London erschreckende Wirkung entfaltet.

Die digitalen Dracheneffekte sind hervorragend. Von den Echsen geht eine deutliche Bedrohung aus wenn sie mit den Menschen die Leinwand teilen. Die Biester wirken lebendig und wie ein realer Bestandteil der Welt. Die Drachen sind einfach, effektive Tötungsmaschinen, die nur fliegen, fressen, feuerspeien. Im Vorfeld haben die Filmemacher viel darüber erzählt, wie wichtig es ihnen war die Physik der Drachen realistisch umzusetzen, haben sich viele Gedanken gemacht über den Feuer-Apparat und über Spannweite von Flügeln. Leider ist darüber hinaus das Design der Viecher stark konservativ geblieben. Die kleinen Drachen sind nicht voneinander zu unterscheiden und der große Oberdrache überrascht auch nicht mit herausragenden Charakteristika. Andererseits sollte die große Bedrohung hier durch die Masse der Monster dargestellt werden. Wie in einem Insektenschwarm in dem es nicht um das einzelne Viech geht, leider gibt es Film aber nur Attacken von einzelnen Drachen, keine Angriffe in Schwärmen, daher hätte hier gern etwas mehr Augenmerk auf Individualität gelegt werden können.

Der Film ist nicht überladen mit Monsterszenen, sondern zieht in vier größeren Actionszenen die Spannungsschraube an. Nach dem Drachenangriff auf eine kleine Gruppe Menschen gibt es den starken Luftkampf der Drachentöter, den Gegenangriff der Echse auf die menschliche Siedlung und schließlich den Showdown im renovierungsbedürftigen London.

Die gradlinige Dramaturgie, die klar gezeichneten Figuren, exzellente Effekte und die gut inszenierten Actionszenen heben den Film weit über die Drachenstreifen der letzten Jahre hinaus.

Die Herrschaft des Feuers“ ist ein kurzweiliger Monsterfilm, der viel Spaß macht.


Die Herrschaft des Feuers in der imdb

Siehe auch
Drachentöter (1981)



Trailer




Bilder
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die_herrschaft_des_feuers_2002.txt · Zuletzt geändert: 2017/01/24 23:16 von monstermensch