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Filmduell

"BLOODY HIGHWAY" gegen "HELL´S HIGHWAY"

Eine einsame Strasse in der Wüste, ein paar unternehmungslose Teenies auf großer Fahrt. Welch hervorragende Prämisse für einen Video Abend voller Spaß und Blut. Heute treten zwei würdige Vertreter ihrer Zunft gegeneinander an. Vorhang auf für einen staubigen Kampf:

[Überflüssige und verwirrende Notiz am Rande: BLOODY HIGHWAY heißt im Original übrigens HELL´S HIGHWAY und HELL´S HIGHWAY heißt im Original DETOUR (nicht zu verwechseln mit dem Ulmer Klassiker). Doch nun zurück zum Duell.]



monstermensch.de_bilder_filmduell_fd-blood.jpg BLOODY HIGHWAY
Regie: Jeff Leroy (großartiger independent Trashfilmer)
Schauspieler: Kann man drüber streiten.

Die nordamerikanische Sonorawüste ist die siebtgrößte der Welt (312.000 km2)!

Ein einsamer Highway in der Wüste. Während wir durch den Staub dahinrasen berichtet die Erzählerin aus dem Off von einer Frau, die vor 200 Jahren mit ihrem Mann durch die Wüste irrte. Um das Leben seiner Frau zu retten tötete sich der Mann, auf das sie sein Fleisch essen konnte. Doch auch dieses Opfer hat sie nicht gerettet. Sie verdurstete einsam und mit letzter Kraft verfluchte sie Gott für ihr Schicksal… und sie wurde erhört… von Satan!
Ein zwielichtiger Gesell nimmt eine schöne Anhalterin mit. Schnell entpuppt sich der Mann als Serienkiller, der die leicht bekleidete Dame vergiftet und im Sand vergräbt. Doch nur wenige Momente später steht sie quicklebendig wieder am Straßenrand um ihm gepflegt mit dem Spaten den Schädel zu spalten.
Wenig später lernen wir zwei Pärchen kennen, die auf großer Fahrt durchs Land sind, um ein Wochenende voller Sex, Drugs und Rock ´n´ Roll zu genießen. Und siehe da, ebenjene böse Anhalterin steht erneut am Wegesrand.
Dialogperle:
- Nehmen wir die Tramperin mit?
- Nein, so fangen die meisten Horrorfilme an!
- Die meisten Pornos aber auch!
Sobald die Dame jedoch im Auto sitzt, eröffnet sie der fröhlichen Truppe, dass sie nun alle töten werde. Es gelingt den entsetzten Fraggles zwar nach einigen zermürbenden Minuten die Anhalterin aus dem Wagen zu stoßen, doch von nun an wird die Fahrt zum Horrortrip. Wir erleben böse Visionen und Alpträume einer besonders sensiblen Mitfahrerin, dürfen mit ansehen, wie Ron Jeremy das Genital abgeschnitten wird, kriegen eine nette kleine BlairWitchEinlage als die Helden eine Videokamera finden und zum Schluss wird dann auch noch mal die Kettensäge rausgeholt…
Das Ganze ist nach 68 Minuten zu Ende (offenbar uncut!) und macht wirklich Spaß. Der Film ist auf Video gedreht, mit billigen aber charmanten Effekten und da der Streifen zu keiner Zeit vorgibt mehr zu sein als er ist, bekommt der Zuschauer eine ehrliche Stunde blutiger Unterhaltung serviert. Ankucken!



monstermensch.de_bilder_filmduell_fd-hells.jpg HELL´S HIGHWAY
Regie: Steve Taylor (muss man nicht kennen)
Schauspieler: Würd´ ich so nicht sagen

Alle Wüsten bedecken ein Siebtel der gesamten Erdfläche.

Ein hipper Wüstenrave. Zu den Klängen billigster Technomusik sehen wir wild tanzende Partymenschen in ausgelassener Stimmung, zumindest so wie sich der Regisseur das auf einem Rave vorstellt (und nicht erst seit Freddy vs Jason wissen wir, dass Regisseure offensichtlich nicht wissen, wie eine reale Party funktioniert). Aber in die ach so wilden und hip montierten Bilder schleichen sich plötzlich dunkle Vorahnungen, Boten des Grauens das da kommen soll, und zwar in Form von plump rein geschnittenen Nahaufnahmen von Blut und Eingeweiden. Subtil wie ein Vorschlaghammer!
Nach der wilden Fete lernen wir sieben extrem unsympathische junge Menschen kennen, denen nun eine lange und wie der aufmerksame Zuschauer bereits ahnt grausame Heimfahrt bevorsteht. Denn sein wir mal ehrlich, wir wollen keinen Film mit dem Titel Hell´s Highway sehen, in dem die Protagonisten eine gemütliche Autofahrt durch beschauliche Landschaften unternehmen, kurz an einer Raststätte einen Kaffee und ´n Twix schnabulieren um dann zufrieden daheim anzukommen. Nein nein nein! Wir wollen tödlich ausgehende Verfolgungsjagden, in der Wüste streunende Monster, die nur alte Indianer noch aus den Legenden kennen, inzüchtige, geisteskranke Kannibalen, Gewalt, Chaos und Verzweiflung!
Die Produzenten dieses kleinen Filmchens denken ähnlich (die Halunken) und so nehmen unsere Wochenendausflügler eine wenig befahrene Abzweigung um einen Abstecher zu einem geheimen Drogenanbaugebiet in der Wüste zu machen. Die letzte Warnung des debilen Hinterwäldler Tankwarts wird auch noch ausgeschlagen und so nimmt das Unheil seinen Lauf. Ein Kind läuft auf offener Strasse vor das Wohnmobil, woraufhin dieses vom Weg abkommt und im Strassengraben stecken bleibt. Doch von dem Kind keine Spur mehr… unheimlich, nicht?
Nachdem wir 40 zu ereignislose Minuten ertragen mussten und die Figuren so richtig hassen gelernt haben, kommt der Film dann endlich zur Sache. Die Gruppe trennt sich auf, damit alle sauber nacheinander hingemetzelt werden können. Dabei entsteht sogar durchaus solide Spannung. Den Gefährten wird aufgelauert, sie stolpern in gemeine Fallen oder laufen den Meuchlern in die offene Klinge.
Enttäuschen tut das ganze leider ab dem Moment, in dem wir die "Monster" zu Gesicht bekommen! Das Setup ist viel versprechend: In stockdunkler Nacht schleichen sich unheimliche Gestalten an den vermeintlich sicheren Wohnwagen, die Helden haben nur noch wenig Munition… Doch dann wird die gesamte Spannung dadurch zerstört, dass sich die Monster als zerlumpte Männer mit dreckigen Gesichtern entpuppen, die leider so gar nicht angsteinflössend, sondern nur albern im Sand rumstehen. Überhaupt zerbricht die Illusion zu oft dadurch dass den durchaus schönen Sets keine Atmosphäre eingehaucht wird und auch die Endgegner absolut keinen eigenen Charakter oder Wiedererkennungswert haben.
Aber gerade weil dieser Film so amateurhaft und roh ist, hat er um einiges mehr Charme als gelackter Mist wie "Wrong turn" oder "TCM2004". Es gibt in Hell´s Highway zwar keine wirklich originellen Ideen, aber man merkt dem Film an, dass er mit einiger Liebe zum Genre gemacht wurde, und das ist schon viel Wert.



THE GOOD
BLOODY ist ein solider Splatterspaß, der nie mehr als das sein will. Ein Gastauftritt von Ron Jeremy ist immer gut und das böse Ende ist so dämlich, dass es eine Freude ist.
Wenn HELL erstmal in die Gänge kommt, freut man sich über jeden weiteren Toten.
In beiden Filmen gibt es obendrein noch ein paar ansehnliche Frauenbrüste zu sehen, wobei der Regisseur von BLOODY eindeutig zeigt, was für Filme er in seiner Freizeit gerne schaut.

THE BAD
In BLOODY wie auch in HELL scheitern die Versuche Atmosphäre zu schaffen durchweg an den Darstellern, wobei HELL es auch nicht vermag die interessanteren Sets zu seinem Vorteil zu nutzen.
Besonders hervorgehoben werden muss an dieser Stelle ein Darsteller aus HELL: als vermeintlich sympathische Witzfigur angelegt, strapaziert er die gesamte erste Hälfte des Films die Nerven des Zuschauers mit seinen Versuchen ein cooler Eminem-Rapper zu sein. Die Synchro ist zwar schäbig, aber auch im Original ist dieser Typ nicht auszuhalten. Und dann überlebt er auch noch bis zum Schluss! Sehr ärgerlich.

THE UGLY
Ein billiger Horrorfilm steht und fällt mit den Effekten. In BLOODY sind die Effekte zwar einfach, aber dafür umso blutiger, es wird zerhackt erschossen, und ausgeweidet was das Zeug hält. Den Machern von HELL fehlte leider auch das nötige Geld für effektive Masken, dafür fliegen immer wieder diverse Körperteile durchs Bild und auch an Blut wurde nicht gespart.


monstermensch.de_bilder_filmduell_fd_medal.jpg ENDERGEBNIS monstermensch.de_bilder_filmduell_fd_medal.jpg
Klares Urteil: HELL´S HIGHWAY langweilt die erste Hälfte zu sehr und entschädigt den Zuschauer dafür nicht ausreichend. BLOODY HIGHWAY macht von Anfang an Spaß, so einfach ist das.



Nächste Runde:
????????????????


Vorige Runde:
"MOSQUITOMAN" gegen "SHARKMAN"






filmduell_bloody_highway_hells_highway.txt · Zuletzt geändert: 2017/01/24 23:38 von monstermensch