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Island of Lost Souls

monstermensch.de_bilder_m_moreau1932_42.jpg USA 1932

Regie: Erle C. Kenton

Mit: Charles Laughton, Bela Lugosi

Do you know what it feels to be God?
What´s that? – It´s the house… the house of pain!

Edward Parker strandet schiffbrüchig auf der abgelegenen Insel des Wissenschaftlers Dr. Moreau. Dieser lebt gemeinsam mit seinem Assistenten Montgomery und dem Mädchen Lota in einem Anwesen, während sich im Dschungel fremdartig aussehende Menschen tummeln.
So merkwürdig Parker die Inselbewohner auch findet, so beruhigt ist er doch, dass der Doktor ihm ein Boot anbietet, damit er am nächsten Morgen die Insel verlassen könne. Doch dazu kommt es nicht. Moreau stellt ihm Lota vor und als des Nachts grauenvolle Schreie zu hören sind, flieht Parker mit ihr in den Dschungel, wo er die erschreckende Wahrheit über Moreaus Werk erfährt.
Moreau verwandelt in furchtbaren Experimenten Tiere in Menschen um eine neue, bessere Welt zu schaffen. Moreau herrscht gewaltsam und gnadenlos über die Kreaturen, die in ständiger Angst leben vor ihm und seinem „Haus der Schmerzen“, dem Labor, in dem er die Operationen durchführt.
Auf der Suche nach Parker stößt dessen Verlobte Ruth auf die Insel um ihn zu retten. Doch Moreau hat andere Pläne, er möchte Mensch und Tier paaren, dazu ist ihm jedes Mittel recht. Schließlich eskaliert die Situation und Moreaus Kreaturen proben den Aufstand.

Diese noch zu Lebzeiten von H.G. Wells entstandene Verfilmung seines Buches „Die Insel des Dr. Moreau“ ist ein Spektakel an perfiden Grausamkeiten.
Der großartige Charles Laughton spielt den verrückten Doktor mit hintergründiger Bosheit. In einem Moment freundlich und charmant, im nächsten diabolisch und unbarmherzig. Dieser Moreau ist ein gewissenlos kalkulierender Wissenschaftler, der für seine perversen Ideen auch über Leichen geht. Durch Laughtons vielschichtiges Spiel ist oftmals nicht klar, ob der Mann noch im Namen der Wissenschaft agiert, oder ob perverse, sadistische Lust ihn antreibt. Wenn dann im Dialog auch noch offen Gott gelästert wird, und Laughton sich mit seinem kleinen Kinnbärtchen entspannt an ein umgedrehtes Kreuz lehnt, bietet dies zudem Spielraum für sehr viel weiterreichende Interpretationen.
Charles Laughton war gebürtiger Brite und hatte eine lange und angesehene Karriere in Hollywood, wo er mehrfach für den Oscar nominiert wurde und die Trophäe einmal gewann für den Film „Sechs Frauen und ein König“.

Regie führte Erle C. Kenton, der neben zahlreichen Dramen später auch für die Universal Studios einige Horrorfilme drehte, darunter die Wolfsmenschfilme „House of Frankenstein“ und „House of Dracula“. Für diesen Film arbeitete er mit Kameramann Karl Struss zusammen, der später an Filmen wie „Die Fliege (1958)“, „Alligator People (1959)“ und Chaplins „Der große Diktator“ mitwirkte. Struss erschafft hier unheimliche und fesselnde Bilder um die tropische Insel von Dr. Moreau lebendig werden zu lassen. Dabei hilft es, dass die Sets hervorragend gestaltet sind. Das Anwesen ist überwuchert mit fremdartigen Pflanzen, so als würde der Dschungel sich das Land zurück erobern wollen, und auf das Dorf der Tiermenschen gibt es einen schönen Blick von einem Hügel herab.

Die Masken der Tiermenschen sind einfach, aber sehr effektiv; einige sind nur mit etwas Fell bedeckt, während andere elaborierte Applikationen haben. Verantwortlich für die Masken war Wally Westmore, der 1931 schon die Effekte für den erfolgreichen „Dr. Jekyll und Mr. Hyde“ gestaltete. Westmore wurde zu einem renommierten Maskenbildner, hat aber leider nie wieder an wirklichen Horrorfilmen gearbeitet.

Nach 80 Jahren hat der Film nichts an seiner Schockwirkung verloren. Der finale Angriff der Kreaturen ist unheimlich und ernsthaft bedrohlich und verdientermaßen ist auch Moreaus Tod durch seine eigenen Schöpfungen sehr grausam.
Zur Atmosphäre trägt bei, dass im gesamten Film keine Musik gespielt wird. Dies war üblich im frühen Tonfilm, bis „King Kong“ die Anwendung von Filmmusik revolutionierte. Beim ersten Sehen fällt diese Tatsache auch gar nicht auf, so spannend ist es den Schauspielern und der ausgetüftelten Bildsprache zuzuschauen.

Zudem spielt der Film geschickt mit den philosophischen Frage, die der Geschichte innewohnen: Wo liegt die Grenze zwischen Mensch und Tier, kann Zivilisation über Instinkte siegen und definiert sich Menschsein nur durch Unterdrückung und Gewalt? Das wahre Monster in dem Film jedenfalls ist Dr. Moreau, der die Menschheit vorantreiben will, jedoch nicht versteht, was menschlich sein im Kern bedeutet. Die letzte Anklage von Tiermensch Bela Lugosi lautet auch treffend „You made us… things!“ und hallt noch lange nach.

Zu Beginn der dreißiger Jahre gab es in Hollywood die so genannte „Pre-Code-Phase“. Gemeint ist damit der „Hays Code“, das waren von den Filmproduzenten freiwillig akzeptierte Richtlinien darüber, was in Hinblick auf Gewalt und Sexualität moralisch akzeptabel war.
Ende der zwanziger Jahre bis 1934 wurden zahlreiche Filme produziert, die wegen Glorifizierung von Kriminalität und Prostitution die erbosten Sittenwächter auf den Plan riefen. „Island of Lost Souls“ wurde in vielen amerikanischen Bundesstaaten und anderen Ländern stark geschnitten und in Großbritannien tatsächlich für fast 30 Jahre verboten. Für die Zensoren war die Ansammlung von Gewalt an Tieren, Gotteslästerung, Sex zwischen Mensch und Tier und Vergewaltigung dann doch zuviel des Guten.
Ab 1934 wurde der Hays Code zur Pflicht und die Spielfilme wurden wieder „zahm und züchtig“.
Zum Glück ist dieser Film trotz der langen Zensurgeschichte komplett erhalten geblieben und inzwischen verdienterweise als großer Filmklassiker anerkannt.

Ein in jeder Hinsicht herausragender Horrorfilm.

Island of Lost Souls in der imdb

Siehe auch
Die Insel der Verschollenen (1921) (deutsche Stummfilmversion der Geschichte)
Terror Is a Man (1959) (die Geburtstunde des philippinischen Exploitationfilmes)
The Twilight People (1972) (schlampig inszenierter Trash)
Die Insel des Dr. Moreau (1977) (langweilige Neuadaption mit Burt Lancaster)
D.N.A. - Experiment des Wahnsinns (1996) (missratene Neuadaption mit Marlon Brando)
Dr. Moreaus Haus des Schmerzes (2004)



Bilder
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