USA 1985
Regie: Bill L. Norton
Mit: William Katt, Sean Young, Patrick McGoohan
„Baby, Du gehörst doch nicht zu mir.“
Die junge Paläontologin Susan ist in Afrika auf der Suche nach Dinosaurierknochen. Als sie erfährt, dass in einem nahegelegenen Dorf die Eingeborenen das Fleisch eines unbekannten Tieres gegessen haben und daran erkrankten macht sie sich auf um herauszufinden was für ein Tier dies war. Ihr Ehemann George indes möchte zurück nach Amerika um seine eigene Karriere zu fördern. Die Pläne seiner Frau bringen seinen Zeitplan erheblich durcheinander.
In dem Dorf angekommen geht die Wissenschaftlerin den ominösen Hinweisen der Eingeborenen nach und entdeckt gemeinsam mit Ihrem Mann schließlich eine Herde echter, lebender Brontosaurier.
Noch ahnt sie nicht, dass ihr Boss Doktor Kiviat, seines Zeichens anerkannter Paläontologe ebenfalls auf der Suche nach lebenden Sauriern ist und keinesfalls vor hat den Ruhm für diese Entdeckung mit irgendjemandem zu teilen.
Susan und George machen die Bekanntschaft mit der Saurierfamilie, die friedlichen Pflanzenfresser haben jungen Nachwuchs und das tapsige Dino-Baby von der Größe eines jungen Kalbes spielt nur allzu gern mit den netten Fremden. Doch die Idylle wird schnell gestört als der böse Doktor mit einer ganzen Miliz angerollt kommt um sich „seine“ Entdeckung zu sichern. Papa Bronto wird brutal erschossen und Mama Bronto von den Häschern betäubt und abgeschleppt. Nur Baby Bronto kann entkommen und findet bei Susan und George Schutz.
Nun beginnt eine abenteuerliche Verfolgungsjagd bei der erst die Helden die Mama befreien und dann die bösen Jungs das Baby fangen wollen.
Schließlich kommt es zum großen Showdown, bei dem auch Mama Bronto noch einmal ordentlich ein kleines Dorf in Trümmer legen darf.
„Baby“ ist ein etwas unbeholfener Abenteuerfilm, der nicht unbedingt langweilig ist, aber auch nicht wirklich fesselnd. Für Erwachsene sind die ruhigen Momente zu brav und für Kinder ist die Action dann wieder zu aufregend und in einigen Momenten zu brutal. Die demografische Zielgruppe der Jugendlichen mag sich dann angesichts der immer wiederkehrenden Thematik des Kinderkriegens und Elternseins etwas überfordert fühlen.
Der Film entstand im Fahrwasser der großen 80er Jahre Abenteuer/Fantasywelle, die durch „Jäger des verlorenen Schatzes“ ausgelöst wurde - man beachte die „zufälligen“ Ähnlichkeiten der deutschen Verleihtitel. Dies ist einer der wenigen Kinofilme des routinierten und uninspirierten TV Regisseurs Bill Norton, der es nicht schafft außerhalb der unterhaltsamen Actionszenen für kohärente Stimmung zu sorgen. Szenen, die Ehrfurcht gebieten sollen, wie die erste Entdeckung der majestätisch großen Saurier wirken flach und belanglos, dafür werden große „Tränendrücker“-Momente wie der Tod des Bronto Papas voll ausgespielt und Baby darf an der Leiche herzzerreißende Tränen vergießen.
In den humorvollen Momenten benimmt sich der junge Saurier auch tatsächlich wie ein Baby und das junge Paar, das selber gerne Kinder hätte bekommt schon mal einen Vorgeschmack darauf, was es heißt seine volle Aufmerksamkeit einem unselbständigen, neugierigen, lauten, hungrigen Wesen zu schenken (das allerdings die Kraft eines jungen Elefanten besitzt). So gerät Baby natürlich auch dann prompt in Lebensgefahr, als die „Eltern“ etwas Zeit ungestört allein verbringen wollen. Wichtige Botschaften für junge Menschen über den verantwortungsvollen Umgang mit dem Nachwuchs.
Doch gerade die Vermenschlichung des niedlichen Sauriers mit den großen Augen und dem fröhlichen Lächeln nimmt dem Film viele Chancen eine einheitliche Geschichte zu erzählen über den verantwortungsbewussten Umgang mit der Natur und Respekt vor allen Lebewesen. Vielleicht ist dies aber auch etwas zuviel verlangt für einen Samstagnachmittagfilm über Dinosaurier und Verfolgungsjagden auf Motorrädern.
Die Schauspieler machen das Beste aus dem Stoff. Das junge Paar ist sympathisch und glaubhaft. Aus der Riege sticht allein der böse Doktor hervor, der gespielt wird von der TV-Legende Patrick McGoohan („Nummer 6“). McGoohan umschifft sicher alle Gefahren seine Figur zu einem Bartzwirbelnden Abzieh-Bösewicht verkommen zu lassen und spielt stattdessen seine Szenen mit stoischer Ernsthaftigkeit und Klasse. Schade, dass der Film nicht auf demselben Niveau sein kann wie er.
Aber alles Gerede über Dramaturgie, Schauspieler und Regie tritt bei einem Film über riesige Dinosaurier eh´ in den Hintergrund. Die wichtigste Frage sollte stets lauten: Wie sind die Dinosaurier in Szene gesetzt?
Und genau hier punktet der Film mit seinen großen animatronischen Modellen. Lange vor den computergenerierten Sauriern der Post-Jurassic-Park-Ära werden hier z.T. lebensgroße Modelle zum Einsatz gebracht mit denen die Schauspieler interagieren. Die aufwändigen Modelle sind sicherlich nicht in allen Szenen komplett glaubwürdig, besitzen aber einen unwiderstehlichen Charme, dem man sich nicht entziehen kann. Die Ehrfurcht gebietende Größe der Dino-Eltern wird leider nicht so spektakulär inszeniert, wie sie es verdient hätte, aber die Versäumnisse der Regie mindern nicht die tollen Ergebnisse der Effektmacher. Die Baby Puppe liefert alles ab, was sie erbringen soll. Sie ist niedlich, kann erschreckt kucken oder traurig sein. Vor allem aber ist sie ein realer und physisch spürbarer Bestandteil der Welt in der sie lebt. Die Schauspieler können direkt mit ihr interagieren und sie berühren, was die Arbeit aller Beteiligten sehr viel glaubwürdiger macht.
In der modernen Kryptozoologie gibt es übrigens tatsächlich die Legende vom Mokele-Mbembe, dem Dinosaurier ähnlichen Lebewesen, das in Zentralafrika die Pygmäen scheu macht. Aus dem Stoff lassen sich sicherlich noch viele Geschichten spinnen. Hoffentlich dann aufregendere als diese hier.
„Baby“ ist ein Abenteuerfilm, dessen unausgegorene Erzählweise durch die imposanten und liebenswerten Effekte wettgemacht wird.
Baby in der imdb
Trailer
Bilder