USA 1998
Regie: Ron Underwood
Mit: Charlize Theron, Bill Paxton
Die kleine Jill wächst mit ihrer Mutter, einer Tierforscherin, in Afrika auf. Gemeinsam studieren sie die Gorillas in einem Reservat. Besonders angetan ist Jill von dem Gorillababy Joe. Eines Nachts dringen Wilderer in das Reservat ein und töten nicht nur Joes Eltern, sondern auch Jills Mutter. Die beiden wachsen nun als Waisen auf und werden unzertrennliche Freunde.
Zwölf Jahre später ist aus Joe ein gewaltiger Riesengorilla geworden, der einige Wilderer dabei ertappt, wie sie einen Leoparden fangen. Er befreit die Wildkatze, doch nun sind die Männer hinter ihm her. In einer furiosen Verfolgungsjagd gelingt es ihm, alle Verfolger abzuschütteln. Der Biologe Gregg kann Jill daraufhin überzeugen, dass es in Afrika nicht mehr sicher für die beiden sei, immer mehr Wilderer würden sich nun auf die Suche nach ihnen machen. So fahren sie nach Kalifornien, wo Joe in einem Zoo artgerecht untergebracht werden soll.
In Amerika werden jedoch die grausamen Wilderer von damals auf Joe aufmerksam und sie haben auch noch eine Rechnung mit dem Affen offen. Nachdem sie das Tier bis aufs Blut gereizt haben, läuft es Amok und soll schließlich eingeschläfert werden. Nun liegt es an Jill und Gregg den armen Joe in Sicherheit zu bringen.
Knapp Fünfzig Jahre nach dem Original hat Walt Disney Pictures dieses effektgeladene Remake von „Panik um King Kong“ produziert. Der Film folgt der Struktur des Originals sehr eng, ist durch die Einführung richtiger Antagonisten, der absolut gemeinen Wilderer, jedoch deutlich dramatischer und spannender.
Joes erster großer Auftritt ist imposant und heldenhaft. Er rettet einen Leoparden und besiegt im Alleingang die bösen Männer. Die Szene in der Joe zwischen schnell fahrenden Autos durch die afrikanische Postkartenlandschaft rennt ist spektakulär anzusehen und ist nur der Auftakt für eine geschickte Abfolge von perfekt getricksten Actionszenen und gefühlvoll anrührenden Momenten. So ist der Tod der Eltern herzzerreißend, und auch später spart der Film nicht mit Momenten, die zu Tränen rühren.
Die eigentliche Spannung des Films wird geschickt aufgebaut, da die naive Jill nicht merkt, dass sie Joe in die Hände der Wilderer spielt. Als sie ihren Fehler entdeckt scheint alles zu spät und sie muss Joe retten bevor die Wilderer oder die Behörden das Tier zu fassen bekommen. Schließlich kommt es zum grandiosen Showdown in einem Vergnügungspark, der auch wieder alle Elemente des Originals aufgreift und sie gut in die Moderne transportiert.
Der Regisseur Ron Underwood hatte einen bemerkenswerten Einstieg ins Spielfilmgeschäft mit dem großartigen Monsterspaß „Im Land der Rakentenwürmer“ und der sympathischen Midlife-Crisis Komödie „City Slickers“. Trotz guter Kritiken kam die Mischung aus Action und sentimentalen Momenten von „Mein grosser Freund Joe“ jedoch leider beim Publikum nicht gut an. Der Film spielte kaum die Produktionskosten ein und gilt gemeinhin als großer Misserfolg. Als nächstes inszenierte er einen weiteren, diesmal leider berechtigten fulminanten Flop, die Eddie Murphy Komödie „Pluto Nash“ und hat seither nur noch TV-Serien gedreht. Ein unverdienter Abstieg, denn seine guten Filme zeugen von einem sehr großem Gespür für perfektes Timing, Action und Abenteuer.
Die spätere Oscar-Preisträgerin Charlize Theron stand hier noch am Anfang ihrer Karriere. Sie ist den gesamten Film über durchweg bezaubernd, wenn die Rolle auch nicht viel mehr verlangt als edelmütig und großherzig zu sein. Die Szenen in denen sie mit Joe „Verstecken“ spielt sind so liebenswert und charmant, dass man sich wünscht selber mit dem Gorilla durch den Busch zu toben.
Der sympathische Allround-Schauspieler Bill Paxton hat seit den Achtziger Jahren in zahlreichen Filmen mitgespielt, den meisten Zuschauern ist er durch seine Rollen in verschiedenen James Cameron Filmen ein Begriff. Weitere Monsterfilme mit ihm sind „Terminator“, „Aliens - Die Rückkehr“ und „Predator 2“.
In der Szene mit der großen Gala zu Ehren des Gorilla gibt es einen kurzen, aber sehr schönen Gastauftritt von Ray Harryhausen und Terry Moore, die im Original die Rolle der Jill Young spielt.
Die bemerkenswerten Spezialeffekte stammen vom genialen Maskeneffekt Designer Rick Baker. Baker ist Experte, was künstliche Primaten betrifft. Einer seiner ersten (und für ihn sehr unangenehmen) Jobs war die Herstellung des Affenkostüms für das missratene „King Kong“ Remake. Später hat er die Affen für Filme wie „Greystoke“, „Gorillas im Nebel“ und „Planet der Affen (2001)“ entworfen. Seinen ersten von bisher sieben Oscars hat er für die einmaligen Maskeneffekte in „American Werewolf“ erhalten. Die brillanten Tricks in „Mein grosser Freund Joe“ bestehen hauptsächlich aus drei Elementen. Es gibt eine lebensgroße animatronisch gesteuerte Figur, die direkt mit den Schauspielern interagiert; dann haben Performer in Affenkostümen gesteckt, die sich in maßstabsgetreuen Miniaturlandschaften bewegten oder durch perspektivische Tricksereien ins Material eingefügt wurden und schließlich kamen Computeranimationen zum Einsatz. Die drei Varianten verschmelzen sauber und nahtlos zu einer wunderbaren Illusion. Die Figur des Joes ist jederzeit glaubwürdig und lebendig.
Der Film ist zu unrecht in Vergessenheit geraten und in vielerlei Hinsicht dem Original sogar überlegen, weil die naiven Wendungen der ersten Fassung hier besser durchdacht und glaubwürdiger umgesetzt und in eine „grüne“ Botschaft verpackt wurden. Der Film bietet spannende und actionreiche Familienunterhaltung mit einem großartigem Riesenaffen.
Mein grosser Freund Joe in der imdb
Siehe auch
Panik um King Kong (1949) (das charmante Original)
Trailer
Bilder