USA 1945
Regie: Harry L. Fraser
„And its hate for anything that walks makes it a deadly enemy.“
Im Herzen Afrikas stürzt ein blutverschmierter Mann am Ende seiner Kräfte in den rettenden Handelsposten. Seine Expedition wurde von wilden Tieren und Eingeborenen angegriffen und er selbst ist nur knapp dem Angriff eines riesigen weißen Gorillas entkommen. Das bösartige, brutale Tier, das von seinem Rudel verstoßen wurde, ist der Stoff von Legenden. Wie viel Wahrheit in den Legenden steckt wird den Leuten im Posten bewusst, als eine junge Frau von dem Tier angegriffen und verschleppt wird.
Die unzusammenhängende Geschichte über die Expedition und das, was mit dem Helden passiert, nachdem er den Handelsposten erreicht hat, wird in wirren Rückblenden erzählt.
Die Expeditionsteilnehmer werden von Eingeborenen gefangen genommen und von einem geheimnisvollen Kind, das auf einem Elefanten reitet gerettet. Danach werden sie mehrfach von wilden Löwen angegriffen, entgehen nur knapp einer Elefanten Stampede und müssen sich auch noch gegen einen Unhold aus den eigenen Reihen zur Wehr setzen. Diese Passagen des Films, die optisch eine vollkommen andere Qualität haben als der Rest, stammen aus dem Stummfilm „Perils of the Jungle“ von 1927 und wurden in die Rahmenhandlung um den weißen Gorilla hineingeschnitten. Grundsätzlich haben einige dieser Szenen durchaus einen abenteuerlichen Charme und gerade die Aufnahmen mit den Löwen sind gut gelungen, jedoch werden die Bilder durch die sehr lustlose und unpassende Erzählstimme aus dem Off kaputt gemacht. Der Handlungsstrang ist wirr, da lediglich die spektakulären Actionszenen aus dem Stummfilm aneinandergereiht werden ohne kohärenten Sinn zu ergeben. Zudem führen sie ins nichts, die Handlung wird nicht aufgelöst, sondern irgendwann zugunsten des Gorillaplots vollständig aufgegeben.
Dieser beginnt damit, dass der weiße Gorilla einen Mann angreift und dann von einem ebenso gefährlichen schwarzen Gorilla abgelenkt wird. Während die beiden Tiere miteinander kämpfen, kann der Mann entkommen. Später im Lager, macht sich eine Frau mit einem Gewehr auf in den Dschungel um ein Kind zu suchen. Während sie zuerst noch ganz tapfer ist, wirft sie beim ersten Anblick des Gorillas schreiend die Flinte weg und fällt in Ohnmacht, so dass sie ebenfalls gerettet werden muss. Neben vielen Peinlichkeiten im Film ist dies die lächerlichste Szene.
Um die Stummfilmszenen in den Film einzufügen werden diese als Augenzeugenbericht des überlebenden Expeditionsteilnehmers präsentiert, so kann er eine abenteuerliche Geschichte erzählen, während die stummen Bilder gezeigt werden. Dies funktioniert in logischer Konsequenz nicht gut, da der eigentliche Held zum passiven Beobachter wird und schließlich auch Ereignisse schildert, die er gar nicht gesehen haben kann. Nachdem die Expeditionsgeschichte zu Ende ist, beginnt er plötzlich eine ganz andere Geschichte zu kommentieren, was innerhalb der Erzählebene gar keinen Sinn ergibt, weil es niemanden gibt, dem er diese Sachen erzählt. Die Filmemacher waren nur zu faul eine spannende Handlung zu zeigen, die ohne Erzähler nachzuvollziehen wäre.
Das Gorillakostüm ist zwar einigermaßen gruselig, als Affenkostüm jedoch vollkommen unrealistisch. Das viel zu lange zottelige Fell sieht aus wie von einem schlecht geknüpften Bettvorleger und die Maske ist sehr steif und hat nur entfernte Ähnlichkeit mit einem echten Tier. Die Szene in denen die beiden riesigen wilden Bestien miteinander kämpfen, wirkt eher kindisch und albern als imposant und ehrfurchtgebietend.
Der Regisseur hat hauptsächlich Abenteuer- und Westernfilme gedreht und stand hier schon am Ende seiner Karriere. Erwähnenswert in seiner Filmographie ist der sehr charmante Dschungelfilm „The Savage Girl“ in dem es um einen weiblichen Tarzan geht.
Bereits sehr früh in der Filmgeschichte wurden Menschen in Affenkostüme gesteckt um die Leute zu unterhalten. Die Affen wurden entweder als wilde und gefährliche Dschungeltiere gezeigt, oder als abscheuliche Ergebnisse von Experimenten verrückter Wissenschaftler, die z.B. Gehirntransplantation durchführen um eine Verbindung zwischen Mensch und Affe herzustellen. In zahlreichen Thrillern verkleideten sich Bösewichter als Affe um von ihrer Identität abzulenken oder schickten dressierte Affen um schreckliche Verbrechen zu begehen. Ein wiederkehrendes Motiv im klassischen Altes-Dunkles-Haus Film ist der Affe, der oft zusammenhangslos durch die dunklen Zimmer schleicht und holde Frauen bedroht. Selbst „King Kong“ wäre vielleicht nicht entstanden, wenn das Publikum nicht derart viel Spaß an Gorillas gehabt hätte. Die wenigsten dieser Filme können als Monsterfilme bezeichnet werden, viele haben jedoch einen nicht von der Hand zu weisenden Charme und Unterhaltungswert.
Einige Schauspieler haben sogar eine ganze Karriere daraus gemacht, Affen darzustellen, so auch Ray Corrigan, der hier sowohl den menschlichen Helden, als auch den titelgebenden Primaten spielen darf. Für den ähnlich albernen „White Pongo“ schlüpfte er erneut in das weiße Fell.
In den fünfziger Jahren, als Monster von fernen Planeten beliebter wurden, verebbte der Gorillatrend leider
„The White Gorilla“ ist ein merkwürdiger Bastard von einem Film, sämtliche Erzählstränge laufen ins Leere und sind nur halbherzig inszeniert. Am schlimmsten ist, dass der Film überhaupt keinen Spaß macht.
The White Gorilla in der imdb
Siehe auch
Die Rache des Gorilla (1944) (Affenjagd im Dschungel)
White Pongo (1945) (noch ein weißer Gorilla)
Trailer
Bilder