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Frankenstein trifft den Wolfsmenschen

Frankenstein meets the Wolf Man

monstermensch.de_bilder_f_frankensteinwolfsmensch_1943_36.jpg USA 1943

Regie: Roy William Neill
Mit: Lon Chaney Jr., Bela Lugosi

There´s a curse upon me, I change into a wolf.

Grabräuber öffnen die Gruft der Familie Talbot und heben den Deckel von Larry Talbots Sarg. Als das Licht des Vollmondes auf den Leichnam fällt erwacht der Wolfsmensch zu neuem Leben.
Einige Tage später wacht Larry mit einer Kopfverletzung im Krankenhaus auf, wo ihm weder die Ärzte noch die Polizei glauben, dass er eine Gefahr darstellt. Nachdem er wieder gegen seinen Willen getötet hat, flieht er und sucht die alte Zigeunerin auf, deren Sohn ihn dereinst in einen Werwolf verwandelt hat. Sie hat Mitleid und will ihm helfen, gemeinsam suchen sie nach Dr. Frankenstein, der ein Heilmittel haben könnte, doch der Doktor ist tot.
In einer unterirdischen Höhle findet Larry das Frankenstein Monster und kann es wiederbeleben. Gemeinsam mit einem idealistischen Arzt versucht er nun Frankensteins Geheimnisse von Leben und Tod zu entschlüsseln.

Dies ist die erste von vier Fortsetzungen des Klassikers „Der Wolfsmensch“. Leider ist „Frankenstein trifft den Wolfsmenschen“ ein vollkommen missratener und fehlgeschlagener Versuch von der Popularität der beiden titelgebenden Monster zu profitieren.

Mitte der zwanziger Jahre begann das amerikanische Filmstudio „Universal Pictures“ damit, Horrorfilme zu produzieren und etablierte rasch einige der markantesten und ausdauerndsten Ikonen des Genres. Zu den klassischen Universal-Monstern gehören Dracula, Frankensteins Monster, die Mumie, der Unsichtbare, der Wolfsmensch und später noch der Kiemenmann. Erst gegen Ende der fünfziger Jahre stellte Universal die Produktion von Horrorfilmen ein, die erschaffenen Kreaturen waren da bereits durch Wiederaufführungen, Fernsehauswertungen und den aufkommenden Markt für Modelbausätze und Fan-Zeitschriften längst unsterblich geworden und im Bewusstsein der Menschen verankert.
Die Einspielergebnisse der Horrorfilme hatten jedoch schon in den vierziger Jahren abgenommen, daher begann man die einzelnen Monsterstoffe miteinander zu verknüpfen. „Der Wolfsmensch“ von 1941 war ein großer Erfolg und so lag es nahe die Figur des tragischen Larry Talbot weiter zu verwenden. Im Laufe der nächsten Jahre traf er mehrfach auf Dracula und das Frankenstein Monster, leider kam keine der Fortsetzungen je wieder an die Dichte und Atmosphäre des ersten Filmes heran.

Was den Machern hier gelingt, ist Larry von Beginn an als gebrochene und bemitleidenswerte Figur zu zeichnen. Er will nicht töten, aber er kann nicht sterben und natürlich gibt es niemanden, der ihm glauben will. Doch die ursprüngliche Tragik des Charakters hat hier bereits viel an Intensität eingebüßt.
Die größte Schuld daran hat die Weiterentwicklung der Werwolf Mythologie durch die Filmemacher. Hier wird erstmals die Idee präsentiert, dass der Werwolf sich nur bei Vollmond verwandelt. Das ist eine hervorragende Erweiterung der Thematik, die zu Recht in das allgemeine Bewusstsein für diese Figur eingeflossen ist. Darüber hinaus wird der Werwolf aber zu einem unsterblichen Supermonster und diese Prämisse zerstört nicht nur das großartig runde Ende des ersten Filmes, sondern nimmt der Figur auch viel an Spannungspotential weg, ohne Achillesferse gibt es keinen Grund für den Zuschauer mit zu fiebern, gerade bei einer so oberflächlichen Geschichte wie dieser.
Grundsätzlich funktioniert das Aufeinandertreffen von Wissenschaft (Frankenstein) und Mythologie (Werwolf) hier überhaupt nicht. Dies liegt auch daran, dass unklar ist, welche Rolle das Frankenstein Monster in der Geschichte spielt. Die Szenen mit dem Monster hinterlassen keinen bleibenden Eindruck und haben keinen Zweck für die wirre Handlung.
Für das Frankenstein Monster ist dies bereits der fünfte Auftritt seit 1931 und nachdem es in jedem vorangegangen Film vernichtet wurde, erweist es sich als extrem widerstandsfähig. Nur hat leider nach James Whale (dem Regisseur der ersten beiden Frankenstein Filme) keiner der Filmemacher verstanden, dass das Monster selber gar nicht der wichtige Faktor in den Geschichten war, sondern nur als Katalysator für das psychologische Drama diente. Das Monster stellt keine ernstzunehmende Bedrohung dar, wenn es langsam und ungelenk herumstampft und vor jeder brennenden Fackel Angst hat, aber wenn es dazu dient Überlegungen über die Unsterblichkeit und Verantwortung und Gefahren der Wissenschaft anzustellen, dann ist es eine fantastische Kreatur.
Bela Lugosi, der einige Jahre zuvor durch Universals „Dracula“ unsterblich wurde ist hier in die Rolle des Monsters geschlüpft aber unter der Maske kaum zu erkennen. Obwohl es das gleiche ikonische Maskendesign ist, das Boris Karloff berühmt gemacht hat, geht hier keinerlei Ausstrahlung von dem Monster aus, weder erzeugt es Angst, noch erregt es Mitgefühl. Es ist nur willkürlich in die Handlung eingestreut und sorgt am ehesten noch für Schulterzucken.
Die Produzenten haben viele Szenen mit dem Monster nachträglich heraus- und umgeschnitten, aber es bleibt fragwürdig, ob diese Szenen mehr Sinn gemacht hätten.

Der Regisseur des Originals, George Waggner fungiert hier als Produzent, während das Drehbuch erneut von Curt Siodmak stammt. Siodmak machte als deutscher Exilant in Hollywood Karriere mit Drehbüchern zu Horror und Science Fiction Filmen und führte hin und wieder auch Regie (z.B. bei „Curucu, die Bestie vom Amazonas“ und „Die Braut des Gorilla“).
Regie führte Roy William Neill, der seit 1917 solide Thriller, Dramen und Western inszenierte. Für die Universal Studios war er hauptverantwortlich für die erfolgreiche Sherlock Holmes Reihe mit Basil Rathbone. Er hat keine weiteren Monsterfilme gedreht.

Hauptdarsteller Lon Chaney Jr ist Sohn des Stummfilmstars Lon Chaney und hatte seinen Durchbruch in einer Verfilmung von John Steinbecks „Von Mäusen und Menschen“. Obwohl es bei Universal üblich war, dass verschiedene Akteure dieselben Monster spielten (das Frankenstein Monster wurde insgesamt von vier Schauspielern dargestellt) war Chaney der einzige, der in allen Universal Inkarnationen den Wolfsmenschen verkörperte. Die Figur war untrennbar mit dem großgewachsenen Mann mit den traurigen Augen verbunden. Andere Monsterfilme mit ihm sind „The Alligator People”, und „Face of the Screaming Werewolf”. In den letzten Jahren seines Lebens wurde er leider schwer alkoholkrank und spielte keine großen Rollen mehr.

Die Maskeneffekte sind gewohnt gut. Es gibt hier mehr Verwandlungsszenen, was für Chaney jedes Mal eine sehr anstrengende Prozedur darstellte, aber die Mühen haben sich gelohnt. Die Überblendeffekte sind gut in Szene gesetzt und die Maske hat nichts von ihrem unheimlichen Charme verloren.

Das ärgerlichste an „Frankenstein trifft den Wolfsmenschen“ sind die vielen nichtgenutzten Chancen und widersinnigen Ungereimtheiten in der Geschichte.
Larry sucht das Tagebuch von Frankenstein, wie er darauf kommt, dass es eines gibt bleibt schleierhaft, aber dann gibt es wirklich eines und zwar im abgebrannten Schloss im Bücherregal, wo alle Bücher feuerfest und noch vollkommen intakt sind.
Talbot und das Monster scheinen eine Art Freundschaft zu entwickeln, das Monster vertraut seinem Retter, aber alle Szenen, die diese Entwicklung gezeigt haben sind offenbar den nachträglichen Schnitten zum Opfer gefallen, denn im Film ist ihre Beziehung vollkommen unverständlich und spielt am Ende auch keine Rolle mehr, da alles nur auf den schlecht konstruierten Showdown hinausläuft, in dem sich die beiden Monster endlich gegenseitig bekämpfen. Der Kampf ist gut in Szene gesetzt, jedoch ohne dramatische Auswirkung. Zudem bekommt der Wolfsmensch hier eine vollkommen abweichende Motivation, die im Kontext keinen Sinn ergibt. Nachdem immer wieder betont wurde, dass er in Wolfsgestalt keine Kontrolle über sich hat, stürzt er sich nun sofort auf das Monster um die schöne Frau zu beschützen.
Angenehm fällt auf, dass der Polizist, der Talbots Fall untersucht sich tatsächlich intelligent verhält und auch richtige Polizeiarbeit leistet, doch dann verschwindet die Figur völlig aus der überfrachteten Geschichte. Stattdessen übernimmt der Arzt die Detektivarbeit. Auch hier wird eine interessante Geschichte nur ganz marginal angedeutet. Der Wissenschaftler, der der Versuchung erliegt das Wissen von Dr. Frankenstein zu missbrauchen. Nichts an seinem Charakter hat diese Entwicklung voraussehen lassen.
Ebenso wankelmütig sind die Dorfbewohner, die in einer Einstellung vor dem Monster fliehen, um es dann als nächstes zu verfolgen; die erst die Schlossruine stürmen wollen, dann den Arzt in Ruhe lassen wollen, dann die Schlossruine doch zerstören wollen. So sind dann auch die eigentlichen Bösewichter der Geschichte die Dorfbewohner und der Arzt, doch sie alle bleiben verschont und unbestraft.
Der Film hat erhebliche Probleme mit der Dramaturgie und dem Erzähltempo. Mitten in der Geschichte gibt es eine dreiminütige Musikeinlage, die den Erzählfluss stillstehen lässt. Das Ende des Filmes ist abrupt und ergibt keinen Sinn. Wenn der Wolfsmensch unsterblich ist, warum sollte ihm dann das Wasser geschadet haben.

Die größte vertane Gelegenheit für einen spannenden Erzählstrang offenbart sich jedoch in der Figur der alten Zigeunerin Maleva. Ihr Sohn war es einst, der Larry in einen Werwolf verwandelt hat und sie kennt den grausamen Fluch und all seine Implikationen nur all zu gut. Sie empfindet Mitgefühl mit Larry und gemeinsam reisen sie durchs Land. Dies sind die gelungensten Szenen im Film, es wird eine schöne Freundschaft angedeutet zwischen dem Verdammten und der Mutter, die er nie hatte, am Ende nennt sie ihn sogar „mein Sohn“. Hier wünscht man sich sofort, dass der Film eine andere Richtung eingeschlagen hätte, dass es nur noch ein Roadmovie mit dem ungleichen Paar wäre, sie erleben gemeinsam Abenteuer, er beschützt sie vor bösen Menschen und sie passt bei Vollmond auf ihn auf. Stattdessen verlässt er die Frau bei der erstbesten Gelegenheit und lässt sie im Gefängnis sitzen ohne sich darum zu scheren. Ihr Schicksal bleibt am Ende vollkommen unklar.

Frankenstein trifft den Wolfsmenschen“ ist ein zerfahrener Film voller loser Enden und halbherziger Ideen, außerdem bietet der Film nur wenig Werwolf Action und hinterlässt einen sehr ärgerlichen Eindruck.


Frankenstein trifft den Wolfsmenschen in der imdb

Siehe auch
Der Wolfsmensch (1941) (das Original und der Vorläufer für „Frankenstein trifft den Wolfsmenschen“)
House of Frankenstein (1944) (die zweite Fortsetzung des Wolfsmenschen)
House of Dracula (1945) (die dritte Fortsetzung des Wolfsmenschen)
Abbott und Costello treffen Frankenstein (1948) (die vierte und letzte Fortsetzung des Wolfsmenschen)



Trailer




Bilder
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frankenstein_trifft_den_wolfsmenschen_1943.txt · Zuletzt geändert: 2017/01/24 23:34 von monstermensch